Education, culture, youth and sport
#TheFutureIsYours Education, culture, youth and sport in Europe
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Let’s talk Europe: Die Zukunft der europäischen Hochschulbildung – wo stehen wir, wo wollen wir hin? Bürger_innendialog der Universität für Weiterbildung Krems
17/02/2022 18:24
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Im Kontext der laufenden Konferenz zur Zukunft Europas wird der Bürger_innendialog der Universität für Weiterbildung Krems – im Sinne des universitären Leitmotivs der gesellschaftlichen Wirksamkeit – einen forschungsbasierten Beitrag zur EU-Zukunftsdebatte leisten. Unter der Koordination des Departments für Rechtswissenschaften und Internationale Beziehungen und des Europäischen Dokumentationszentrums Krems wird sich die Veranstaltung einem Thema widmen, das für die Zukunft Europas als Wissensgesellschaft sowie die Umsetzung der Europäischen Säule sozialer Rechte von zentraler Bedeutung ist: Bildung und lebenslanges Lernen.
Eine wesentliche Dimension des Europäischen Bildungsraums, der bis 2025 verwirklicht sein soll, stellt die Hochschulbildung dar. Fachliche Impulsreferate und anschließende interaktive Dialogrunden werden sich mit status quo und Zukunft der europäischen Hochschulen und ihrer gesellschaftlichen Wirksamkeit befassen. Besonderes Augenmerk wird der Dokumentation des Austausches zukommen, um die Ergebnisse des Dialogs in die Konferenz zur Zukunft Europas einbringen und somit diese „Übung in Sachen Demokratie“ unterstützen zu können.
Zielgruppe: Studierende, Absolvent_innen und Mitarbeiter_innen der UWK und anderer österreichischer Hochschulen und Bildungseinrichtungen; die interessierte Öffentlichkeit
Sprache: Deutsch
Die Veranstaltung wird gemeinsam mit dem Department für Hochschulforschung und dem Department für Europapolitik und Demokratieforschung an der UWK sowie in Kooperation mit der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich durchgeführt.
Weiterführende Informationen zu Programm und Anmeldemodalitäten finden Sie unter https://www.donau-uni.ac.at/buergerinnendialog2022.
Event report
1. Thema, Zweck, Inhalt des Bürger_innendialogs: Im Sinne des oben skizzierten Themas und Zwecks widmete sich der Bürger_innendialog spezifischen Fragestellungen zur Zukunft der europäischen Hochschulen: Welches Leitbild soll eine europäische Hochschule im globalen Vergleich haben? Was ist ihre Vision? Wie können europäische Hochschulen mit der Gesellschaft in Kontakt bleiben und der wachsenden Wissenschaftsskepsis begegnen? Wie soll das Studium in Europa in der Zukunft aussehen? Benötigt es neue Studienformate, oder: Bologna, war‘s das? Und was braucht es für eine nachhaltige Internationalisierung? 2. Struktur/Methodologie: Die Online-Veranstaltung gliederte sich in einen einleitenden Abschnitt mit fachlichen Impulsreferaten, in denen der Kontext des Dialogs präsentiert und verschiedene Aspekte von den Redner_innen aufgeworfen wurden, und anschließende interaktive Dialogrunden (in Form eines digitalen World Cafés), die an diesen Impulsen anknüpfen konnten. Rektor Mag. Friedrich Faulhammer und Moderatorin Mag.a Eva Taxacher, M.A. (Netzwerk Hochschulberatung) eröffneten die Dialogveranstaltung und informierten die Teilnehmer_innen über über den Kontext, die Ziele sowie die Methodik der Veranstaltung. Die thematische Hinführung zur EU-Zukunftskonferenz übernahm Prof. Dr. Martin Selmayr, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich. Er unterstrich die Rolle von Bildung als zentrales Zukunftsthema für die EU und thematisierte die signifikanten Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine auf die gesamte EU-Zukunftsdebatte. Dabei betonte er die Einigkeit und Klarheit in der Positionierung unter den Mitgliedstaaten. Prof. Dr. Antonio Loprieno von der Universität Basel, Präsident des Verbundes der europäischen Akademien der Wissenschaften (ALLEA) skizzierte in seinem Keynote-Referat „Identität und gesellschaftliche Wirksamkeit der europäischen Hochschulen“ die Entwicklung der europäischen Hochschulbildung vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Dabei ging er auf die Europäisierung im Sinne von Harmonisierung und gleichzeitig Globalisierung im europäischen Hochschulwesen ab 1990 genauso ein wie auf das seit 2015 verstärkte Augenmerk auf die „Third Mission“ der Hochschulen, um – neben Forschung und Lehre – ihr gesellschaftliches Engagement und Innovationen für den Umgang mit gesellschaftlichen Herausforderungen zu fördern. Sein Ausblick in die Zukunft thematisierte die Stärkung der Lehre, den Umgang mit sozialem Wissen und Fake News, das Spannungsfeld zwischen Inklusion und cancel culture sowie neue Perspektiven für weniger kompetitive Hochschulmodelle und solidarische Universitätsverbünde. Jessica Schüller, Absolventin des Erasmus Mundus Programms Master in Research and Innovation in Higher Education (MARIHE) an der UWK und Doktorandin im Bereich der Bildungs- und Sozialwissenschaften an der Miami University in Ohio, USA, präsentierte in ihrem Impulsreferat zu „Studium und neue (Weiter-)Bildungsformate“ ihre Zukunftsvisionen. Den Fokus legte sie dabei auf die Aspekte nachhaltige Internationalisierung, Microcredentials als Qualifikationen, die in einem kurzen, flexiblen Kurs oder Modul erworben werden, und hybrid entrepreneurship (Mischung aus An-gestellten- und Selbstständigentätigkeit von Studierenden/Absolvent_innen). Die inhaltlichen Impulse dienten als Ausgangspunkt für drei Dialogrunden mit den Teilnehmer_innen zu den Bereichen „Vision/Identität“, „Gesellschaftliche Verbindung/Third Mission“ und „Studium/neue (Weiter-)Bildungsformate“. Diese Dialogrunden wurden von Mitarbeiter_innen der UWK als digitales World Café mit Hilfe von Zoom Breakout Sessions und der Web-Plattform Mural durchgeführt, wodurch die Teilnehmer_innen die Möglichkeit hatten, sich an verschiedenen digitalen Tischen zu den genannten Themenbereichen auszutauschen (mit schriftlichem Brainstorming bzw. durch die Berichterstatterinnen unterstützte Dokumentation des Austausches). Der Dialog umfasste nach Planung zwei Zyklen, d.h. die Teilnehmer_innen wechselten einmal den Tisch. Die Zuteilung erfolgte dabei nach ihrer Wahl, sodass die Entscheidung, zu welchen beiden Themen sie mitdiskutieren wollten, bei ihnen lag. Im Fokus der Dialogrunden stand jeweils die Frage nach Wünschen/Ideen, was die EU bis 2030 für die Weiterentwicklung der europäischen Hochschullandschaft und -bildung tun sollte. Die zentralen Ergebnisse der Dialogrunden wurden abschließend im Plenum vorgestellt und vergemeinschaftet. Zum Abschluss der Dialogveranstaltung wurden die Teilnehmer_innen auch über die folgende Berichterstellung durch die UWK (inkl. integrierter Feedbackmöglichkeit für alle Teilnehmer_innen) und den weiteren Prozess informiert (siehe Abschnitt 6.). 3. Teilnehmer_innen und Mitwirkende: Anzahl und Geschlecht der anwesenden Teilnehmer_innen: 41 Personen, davon 25 Frauen und 16 Männer (Institutioneller Hintergrund der anwesenden Teilnehmer_innen: Hochschulen und andere Bildungs-/Forschungseinrichtungen: 23; Österreichisches Parlament und öffentlicher Dienst: 8; Europäische Institutionen: 3; Europapolitische Vereine/Initiativen: 2; Unternehmen: 2; Interessensvertretung: 1; Keine institutionelle Affiliation: 2). Anzahl und Geschlecht der anwesenden Mitwirkenden (Veranstaltungsteam der UWK und Vortragende): 14 Personen, davon 8 Frauen und 6 Männer. 4. Allgemeine Atmosphäre: Die allgemeine Atmosphäre wurde vom Veranstaltungsteam als sehr fokussiert und konstruktiv wahrgenommen. Es wurde im Vorfeld viel Augenmerk auf die Schritt-für-Schritt-Planung der Veranstaltung als Online-Dialog und die Gestaltung der Gesamtmoderation gelegt, dies machte sich im reibungslosen Ablauf sowie auch in der regen Beteiligung der Teilnehmer_innen in den Dialogrunden bezahlt. Die Gewichtung zwischen Inputs im ersten Teil und dem eigentlichen Dialog im zweiten Teil (in der zeitlichen Aufteilung 1/3 zu 2/3) bewies sich als gut gewählt, um einerseits durch die Impulsreferate wichtige Aspekte für die Diskussion aufzuwerfen und andererseits ausreichend Zeit für die Interaktion mit und zwischen den Teilneh-mer_innen zu haben. Das dafür aufgesetzte Format des digitalen World Cafés mit der Kombination der Applikationen Zoom (Breakout Sessions) und Mural (digitale Tische) stellte sich als gute und brauchbare Alternative zu einem „echten“ World Café heraus. Auch wenn sich bei persönlicher Anwesenheit selbstverständlich andere Dynamiken und Gruppenprozesse gezeigt hätten, konnten die Moderator_innen und Berichterstatterinnen an den jeweiligen Themen-Tischen viele Wortmeldungen und ein fundiertes, konstruktives Gesprächsklima feststellen, d.h. das Online-Setting brachte für die anwesenden Teilnehmer_innen keine nennenswerte Hürde für die Beteiligung am Dialog mit sich. Das „reduzierte“ World Café (jeweils Besuch von zwei von drei Tischen) erwies sich als zeitlich und energetisch richtige Entscheidung. Das hohe Maß an Präsenz der Teilnehmer_innen zeigte sich auch in den mehrheitlich eingeschalteten Kameras. Das Gelingen des Dialogs in dieser Form hängt vermutlich auch mit der zwar institutionell heterogenen, aber doch fachlich eher einschlägigen Teilnehmer_innengruppe zusammen, wodurch– auch in Anknüpfung an die Referate – ein unmittelbarer Einstieg in die thematischen Diskussionen möglich war. 5. Hauptthemen und Ergebnisse des Dialogs: Der Dialog fand, wie unter Abschnitt 2. skizziert, entlang von drei vorgeplanten Themenbereichen an den digitalen Tischen A, B und C statt. Die Hauptthemen der Debatten in diesen Dialogrunden sowie die Ergebnisse, d.h. die vorgebrachten Ideen/Wünsche/Empfehlungen, wurden von den UWK-Mitarbeiter_innen wie folgt zusammengefasst und mit den Teilnehmer_innen in einem Feedback-Prozess akkordiert. A. Vision/Identität europäischer Hochschulen (Moderation: Ass.-Prof. Dr. Gabriel M. Lentner, Stv. Leiter Department für Rechtswissenschaften und Internationale Beziehungen, UWK; Berichterstattung: MMag.a Susanne Fraczek, Europäisches Dokumentationszentrum, UWK): Gemeinsamer Ausgangspunkt der Gespräche am digitalen Tisch A war die historische Entwicklung der europäischen Universitäten skizziert von Prof. Antonio Loprieno. Insbesondere der von Prof. Loprieno konstatierte Rückgang an Relevanz des klassischen, auf Forschungsexzellenz basierenden Oxford-Harvard-Modells machte deutlich, dass auch die Zukunft der europäischen Universität in neuen Formen, wie den European Universities bzw. anderen transnationalen Kooperationsmöglichkeiten, liegen. Die Reflexion darüber bildete damit einen ersten Rahmen für die Kernfragen nach der Vision bzw. der Identität der europäischen Hochschulen. Die Teilnehmer_innen diskutierten sodann entlang von verschiedenen Strängen Fragestellungen zum Wesen von europäischen Hochschulen, unterschiedlichen Begrifflichkeiten und Rollen sowie Entwicklungspotentialen. Eine grundlegende Frage bezog sich auf die Terminologie: wovon reden wir, wenn wir von einer europäischen Hochschule und ihrer Identität sprechen? Ist dies eine Hochschule, die sich in Europa befindet, oder denken wir dabei an ein einheitliches europäisches Konzept einer Hochschule? Im Dialog wurden beide Bedeutungen – die sich im Sinne der Klarheit mit den Begriffen europäische Hochschule im weiteren Sinn und europäische Hochschule im engeren Sinn bezeichnen und auseinanderhalten lassen – aufgegriffen und erörtert. Mit dem Blick auf europäische Hochschulen im weiteren Sinn stellte sich die Frage nach den Besonderheiten und Gemeinsamkeiten von Hochschulen in Europa. Was ist identitätsstiftend? Und warum braucht es diese europäische Identität der Hochschulen (in Abgrenzung zu anderen Weltregionen) überhaupt? Ein Teilnehmer warf die Frage auf, wie dieser Bedarf nach einer europäischen Identität mit dem großen Stellenwert zusammenhängt, der internationalen Hochschulrankings und dem Ziel, unter die zehn best-bewerteten Hochschulen zu gelangen, eingeräumt wird. Bringt Europäisierung hier einen Vorteil oder beziehen Hochschulen umgekehrt aus den Rankings ihre Identität? Andere Teilnehmer_innen meinten, dass es darum gehe, das Verbindende in den Vordergrund zu stellen – wobei dies im Laufe des Dialogs nicht eindeutig festgemacht werden konnte und einen Teilnehmer zum Einwand brachte, ob sich das Verbindende in der geografischen Lage, im Eurozentrismus und im schlechten Abschneiden in den internationalen Rankings manifestiere. Einigkeit bestand darüber, dass das Wesen der verschiedenen Hochschulen mit ihren Kernaufgaben verbunden sei und dass ein hohes Maß an Identität (iSv Gleichheit) zu Verwirrung führen könne. Vielmehr wurde der deutliche Wunsch nach Klarheit zu den Rollen verschiedener Hochschulen vorgebracht. Somit sahen die Teilnehmer_innen es auch nicht als Ziel an, ein einheitliches europäisches Konzept für Hochschulen zu entwickeln, nach dem alle streben, sondern die verschiedenen Rollen zu klären und Diversität zu erhalten bzw. zu stärken. Dabei wurde es auch als wichtig erachtet zu berücksichtigen, wie sich das Bild der Universität/Hochschule im sich verändernden gesellschaftlichen Umfeld entwickelt. Mit Blick auf Diversität und das Motto der Europäischen Union „In Vielfalt geeint“ wurde die Frage diskutiert, welches Maß von Harmonisierung/Konvergenz angestrebt werde – mit dem Verweis, dass eine gemeinsame europäische Standardisierung weniger Vielfalt zur Folge habe. Auch stellte eine Teilnehmerin die Frage, wie europäische Vorgaben grundsätzlich mit der Autonomie der Hochschulen vereinbar wären. Dem wurde als Vision die vertiefte Kooperation zwischen den Hochschulen und die Vereinfachung von Abläufen gegenübergestellt. Dabei sahen es die Teilnehmer_innen mehrheitlich nicht als Ziel, die Kompetenzen der Hochschulen zu vereinheitlichen, und erachteten den bestehenden europäischen Rahmen mit dem Bologna-Prozess als ausreichend. Als interessante Aspekte einer Vision für europäische Hochschulen wurden einheitliche Zulassung, einheitliche Anerkennungsregeln, einheitliche Abschlüsse genannt. Eine konkrete Idee einer Teilnehmerin bezog sich darauf, dass Studierende in integrativer Weise mit Studierenden aus anderen Mitgliedstaaten – möglicherweise auch digital – studieren, wodurch auch ihre europäische Identität gestärkt würde. Gemeinsame Abschlüsse (joint degrees) wurden auch als möglicher Ansatzpunkt diskutiert, um der Lehre im Verhältnis zu Forschung mehr Bedeutung zu verleihen. Dieses Ziel - die Lehre gegenüber der Forschung zu stärken – wurde mit dem Problem der Hierarchisierung im Hochschulsektor in Zusammenhang gebracht. Eine Teilnehmerin wies darauf hin, dass dies nicht damit gelöst werden könne, allen Institutionen die gleichen Rechte einzuräumen (wie z.B. das Promotionsrecht für Fachhochschulen in Österreich). Vielmehr ginge es auch in diesem Zusammenhang darum, die diversen Rollen der Hochschulinstitutionen zu klären (s.o.) und in der Diversifikation die Gleichrangigkeit zu fördern. Ein daran anknüpfender Vorschlag war es, weiterhin strategische Fokussierungen und Spezialisierungen auf Disziplinen zu erhalten, aber dazu eine oder mehrere Meta-Disziplinen zu identifizieren (z.B. Digitalisierung) und diese gleichsam aus der Vogelschau gemeinsam zu bearbeiten. Interdisziplinarität und Transdisziplinarität sollten daher disziplinäre Forschung und Lehre nicht ersetzen, sondern ergänzen. Bestimmte strategische Fokussierungen und Spezialisierungen sollten sich daher auch in Schwerpunkten in interdisziplinären und transdisziplinären Bereichen widerspiegeln. Hinsichtlich der Vision erörterten die Teilnehmer_innen in einem gesonderten thematischen Strang außerdem den vermeintlichen Gegensatz von Exzellenz und Inklusion. Es bestand Einigkeit darüber, dass diese Ziele keine widerstreitenden sein müssten, sondern kombinierbar und wechselseitig nutzbar seien. Wesentlich erschien den Teilnehmer_innen Inklusion nicht nur im sozialen Sinne (iZm sozialer Durchlässigkeit) zu verstehen, sondern auch Aspekte von ethnischer Zugehörigkeit, Migration und Mehrsprachigkeit zu berücksichtigen und zu nutzen. Ein Teil des Dialogs bezog sich schließlich auch auf die Initiative European Universities, die im Sinne der obigen Begriffsklärung für ein Konzept der europäischen Hochschule im engeren Sinn steht und einige der vorgebrachten Ideen bereits integriert. 2017 von den EU-Mitgliedstaaten als eine Leitinitiative des Europäischen Bildungsraums gestartet, handelt es sich bei einer European University um einen aus dem Erasmus+-Programm finanzierten Zusammenschluss von verschiedenen europäischen Hochschulinstitutionen, um neue langfristige Modelle der Kooperation zu entwickeln, Studierenden ein hochschulübergreifendes Studium mit europäischem Diplom zu ermöglichen und mit gemeinsamen Innovationen aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen. Die Teilnehmer_innen diskutierten zunächst darüber, dass es wesentlich wäre, auf die Begrifflichkeiten zu achten, denn nicht nur Universitäten, sondern auch andere Hochschulinstitutionen können sich um die Mitwirkung an einer European University bewerben. Außerdem kam der Hinweis, dass, obwohl es eine geografische Balance und neue Partnerschaften (nicht nur zwischen den „big players“) geben sollte, die Initiative dennoch ein Eliten-Projekt sei. Es gäbe europaweit großes Interesse daran, jedoch würden schon aus Finanzierungsgründen nicht alle interessierten Hochschulen mitwirken können. Wesentlich erschien den Teilnehmer_innen als Mehrwert der ausgelöste Internationalisierungsschub sowie die Tatsache, dass die von den European Universities entwickelten Ergebnisse allen Hochschulen zur Verfügung gestellt werden sollen. Bedenken wurden dahingehend geäußert, dass von den bereits geschaffenen und neuen European Universities die Lösung einer Fülle von gesellschaftlichen Problemstellungen erwartet werde und die Gefahr der thematischen Überfrachtung bestünde. Wichtigste Ideen hinsichtlich einer gemeinsamen Vision / Identität von europäischen Hochschulen: siehe unten! B. Gesellschaftliche Verbindung/Third Mission (Moderation: Ass.-Prof. Dr.in Elisabeth Donat, Leiterin Department für Europapolitik und Demokratieforschung, UWK; Berichterstattung: Dr.in Edma Ajanovic, Stv. Leiterin Department für Europapolitik und Demokratieforschung, UWK): In zwei Runden haben die Teilnehmer_innen am digitalen Tisch B diskutiert, wie europäische Hochschulen mit der Gesellschaft in Kontakt bleiben können und welche Herausforderungen es diesbezüglich noch gibt. Es wurden dabei zwei zentrale Herausforderungen in den Blick genommen, die einerseits mit gesellschaftlichen Transformationsprozessen einhergehen und andererseits mit der Transformation der Universitäten und ihrer Aufgaben. Zur ersteren Herausforderung, der Demokratisierung des Wissens, hielten die Teilnehmer_innen positiv fest, dass immer mehr Menschen die Möglichkeit haben, sich Wissen an Universitäten anzueignen. Die Universitäten sind sich auch vermehrt ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung, Diversität in der Ausbildung, aber auch am Arbeitsplatz „Universität“ zu ermöglichen, bewusst und schaffen es, zunehmend inklusiver zu agieren, indem Gleichstellungspläne und Diversitätsmaßnahmen verpflichtend umgesetzt werden. Allerdings wird die Wissensproduktion auch zunehmend demokratisiert: heutzutage kann nicht nur jede_r ihr/sein Wissen beispiels-weise in sozialen Medien teilen, sondern entstehen auch andere (außeruniversitäre) Foren für Wissensproduktion, beispielsweise Thinktanks oder eben auch Bürger_innendialoge. Universitäten sind also nicht mehr die einzigen Räume, wo geforscht wird oder Wissen produziert und nach „außen“ vermittelt und diskutiert wird. Andererseits kann beobachtet werden, dass Universitäten und ihr Wissen in der Öffentlichkeit immer wieder Diskreditierung erfahren - aktuelle Beispiele wären die Angriffe auf Forscher_innen zu COVID-19 oder auch Forscher_innen der Gender Studies, die von Teilen der Gesellschaft abgelehnt werden und im letzteren Fall wie in Ungarn per Gesetz verboten werden. Die Teilnehmer_innen identifizierten daher Spaltungslinien zwischen „schnellem“ und „langsamen“ Wissen, welche sich oft gegenüberstehen, da weder die Universitäten (noch Forschung allgemein) sehr gut in der Lage sind, auf diese Schnelligkeit der Wissensproduktion und gesellschaftliche Veränderungen zu reagieren. Der Raum der Wissensproduktion und -vermittlung hat sich also vergrößert, und die Universitäten sind noch dabei, sich in diesem Raum zu positionieren. Die Teilnehmer_innen betonten, dass eine zielgruppenspezifische (An-)Sprache ein wichtiges Mittel im Rahmen der Third Mission ist, und forderten, dass beispielsweise auch wissenschaftliche Fragestellungen stärker in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft entwickelt werden sollen. Die zweite Herausforderung, die die Teilnehmer_innen identifizierten, ist die Transformation der Universitäten und daraus resultierend ihre zunehmende gesellschaftliche Verantwortung. Die Third Mission ist neben Forschung und Lehre eine relativ neue Aufgabe bzw. Säule der Universitäten. Man kann diese ‚Mission‘ auch vor dem Hintergrund des anfangs beschriebenen Prozesses der Inklusion möglichst vieler Sichtweisen verstehen, der mit einer Verbreiterung des Zugangs zu Wissen an sich verbunden ist. Allerdings stehen Universitäten in dieser Aufgabe noch am Beginn und oftmals ist es so, dass der „Elfenbeinturm“ der Idee der „zugängliche Universität“ gegenübersteht und das Gefühl herrscht, man könne sich nicht entscheiden, in welche Richtung es nun wirklich gehen soll. Die verschiedenen europäischen Universitäten handhaben diese Herausforderung auch unterschiedlich (gut) und teilweise herrschen nach wie vor die klassischen Bilder und Rollenverteilungen vor. Dies, so wurde von einem Teilnehmer eingebracht, könnte auch daran liegen, dass die Third Mission der Universitäten kaum finanziert ist. Während Lehre und Forschung über Budgets verfügen, passiert der Kontakt zur Gesellschaft oftmals nebenbei mit geringer Ressourcenausstattung. Forscher_innen und Lehrende müssen sich daher oftmals zusätzlich zu den immer noch als Kernthemen wahrgenommenen Aufgaben Lehre und Forschung auch dem transdisziplinären Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis widmen. Entsprechend - so das Urteil vieler Teilnehmer_innen - sieht dann auch das ‚Ergebnis‘ aus, nämlich so, dass manchmal trotz Bemühungen nach außen zu wirken, ‚Expert_innen‘ in solchen Foren unter sich bleiben. Gleichzeitig wurde durch zwei Teilnehmer_innen auch kritisiert, dass der starke Fokus auf den ‚gesellschaftlichen Nutzen‘ der Universitäten oftmals dazu führt, unternehmerisches Handeln auszubilden. Gesellschaftlicher Nutzen wird zunehmend im Kontext von Unternehmertum gedacht. Das führt dazu, dass immer wieder Bildung/Wissensaneignung und Ausbildung in Konkurrenz stehen bzw. dass Ausbildung (finanziell) jedenfalls mehr gefördert wird als Wissensaneignung. Dem entgegen wurde von einer Person eingebracht, dass das enorme Wissenswachstum auch gewisse Abstriche fordert, sprich: es ist schlicht ‚zu viel Wissen‘ da, als dass man sich über Ausbildung hinaus bilden kann. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, so waren sich die Teilnehmer_innen einig, muss einiges von Seiten der Universitäten getan werden. Die Universitäten müssen sich in erster Linie dem außerakademischen Wissen gegenüber öffnen und in Dialog treten bzw. Übersetzungsarbeit leisten. So müsste insbesondere der Skepsis mancher mit Neugier von Seiten der Wissenschaft begegnet werden. Gleichzeitig muss die Gesellschaft überdenken, ob sie die Third Mission braucht und schließlich für diese dann auch mehr Mittel einsetzen möchte. Es wurde betont, dass der Prozess des Wissenstransfers bzw. Austausch im transdisziplinären Dialog Zeit und Geduld braucht. Wichtigste Ideen hinsichtlich der gesellschaftlichen Verbindung (Third Mission) von europäischen Hochschulen: siehe unten! C. Studium/neue (Weiter-)Bildungsformate (Moderation: Univ.-Prof. DDr. Thomas Ratka, LL.M., Leiter Department für Rechtswissenschaften und Internationale Beziehungen, UWK; Berichterstattung: Dr.in Franziska Lessky, MSc BA, Department für Hochschulforschung, UWK): Die inhaltliche Diskussion in den zwei Runden wurde vom Eingangsstatement von Prof. Ratka eingeleitet, in welchem auf die veränderten Bedingungen in der europäischen Hochschullandschaft hingewiesen wurde. Besonders hervorgehoben wurde in diesem Zusammenhang die zunehmende Diversität der Studierendenpopulation und die Frage, inwiefern zukünftige Bildungsformate auf diese Entwicklung reagieren können. Diese Fragestellung wurde anhand von vier Kernthemen diskutiert: (1) Microcredentials, (2) Lebensrealitäten der Studierenden, (3) Selbstverständnis von Universitäten, und (4) Hochschulpolitik als Teil europäischer Verträge. Eingehend wurde die Frage aufgeworfen, wie jenes Bildungsformat, das die Hochschulbildung in Zukunft zunehmend prägen wird – Microcredentials – zu bewerten sei. Es wurden sowohl kritische als auch befürwortende Perspektiven der Teilnehmenden eingebracht. Kritisch erwähnt wurde die Befürchtung, dass Microcredentials dazu führen könnten, dass die grundlegenden und vielseitigen Perspektiven, die ein Studium bietet, verloren gehen. Zusammenhänge zwischen Themenbereichen und Inhalten könnten im Rahmen von Microcredentials zu wenig Raum erhalten und kaum betrachtet werden. Des Weiteren wurde danach gefragt, inwiefern Microcredentials die Beziehung der Studierenden zu einer Universität beeinflussen könnten und sich Studierende in Zukunft mit einer Universität verbunden fühlen werden. Ebenso kam die Frage auf, ob es eine anerkennende Stelle geben wird, bei der die ECTS-Punkte, die auf unterschiedlichen Hochschulen erworben wurden, angerechnet werden können. Positiv hervorgehoben haben die Teilnehmenden hingegen, dass Microcredenrials eine gute Ergänzung zu einem Studium bieten können, da sie „dort ansetzen, wo das Studium aufhört“. Damit ist gemeint, dass Microcredentials – neben einem Studium – beispielsweise dazu dienen, spezialisiertes Wissen zu erwerben oder bestimmte grundlegende Kompetenzen zu erlernen (wie z.B. den Umgang mit Fake News). Eine Teilnehmende betonte, dass es wichtig sei, in jedem Fall die Formate und die Inhalte gemeinsam zu denken, wenn es darum geht neue Konzepte bzw. Formate im Bereich der Hochschulbildung und der Hochschullehre zu entwickeln. In Bezug auf einen weiteren Aspekt, der mit dem Erwerb solcher Kompetenzen zusammenhängt, wurde die Frage gestellt, wer welchen Zugang zu Bildungsangeboten hat. Dazu wurde betont, dass das Studium der Zukunft die Lebensrealitäten der Studierenden berücksichtigen sollte. Diese beinhalten unter anderem eine studienbegleitende Erwerbstätigkeit, Betreuungspflichten und vieles mehr. Es wurde von den diskutierenden Personen als erstrebenswert angesehen, dass Bildungsformate für diverse Gruppen zur Verfügung stehen und für diese zugänglich sind. In diesem Zusammenhang wurden Microcredentials zwar als Chance gesehen, es wurde jedoch auch betont, dass dies zu kurz greife. Neben dem Ausbau berufsbegleitender Programme, vor allem im Rahmen von Fachhochschul-Studiengängen und der wissenschaftlichen Weiterbildung, sollte dies auch an den Universitäten erfolgen und Maßnahmen eingeführt werden, die ein Studium für eine heterogene Studierendengruppe ermöglichen, d.h. z.B. via eines Teilzeit-Status für berufstätige Studierende und ausreichend finanzielle Unterstützung (Reformierung des Stipendiensystems). Damit im Zusammenhang stand auch die Diskussion zum Selbstverständnis der Universitäten. Was soll mit den Lehrangeboten erreicht werden? Wie können Reflexionsräume entstehen, die einen Dialog zwischen Hochschulen und der breiten Öffentlichkeit fördern, bei welchem auch Widerstände, Spannungsverhältnisse oder Widersprüche diskutiert werden können? Des Weiteren haben die Teilnehmenden angemerkt, dass das Idealbild der forschungsgeleiteten Lehre innerhalb der derzeitigen Rahmenbedingungen an den Hochschulen schwer umzusetzen sei. Daher wurde die Frage aufgeworfen, wie ein zukünftiges Idealbild aussehen könnte. Dies leitet zum vierten und letzten Diskussionspunkt über, nämlich inwiefern Hochschulpolitik in europäische Verträge integriert werden soll. Es wurde besprochen, dass zwar Leitlinien und das Grundkonzept erstellt werden sollten (z.B. die Förderung einer demokratischen Haltung), dass die operative Umsetzung aber den einzelnen Einheiten/Ländern/Institutionen obliegen sollte (Stichwort: Autonomie). Auch wenn es keine europäischen Hochschulgesetze gibt, wurde thematisiert, dass Förderungen an Bedingungen geknüpft seien, die das Handeln beeinflussen. In diesem Zusammenhang wurde auch kritisch angemerkt, inwiefern es um „research for funding vs. funding for research“ geht. Wichtigste Ideen hinsichtlich der Zukunft des Studiums in Europa und neuen (Weiter-)Bildungsformaten: siehe unten! 6. Erwartete Nachfolgeschritte: Der Bericht zu den Dialogergebnissen, der auf der Veranstaltungsdokumentation beruht und einem Feedback-Prozess mit den Teilnehmer_innen unterzogen wurde, wird vom Veranstaltungsteam der Universität für Weiterbildung Krems zunächst vor 9. Mai 2022 über die Plattform der Konferenz zur Zukunft Europas https://futureu.europa.eu eingebracht. Die zentralen in der Veranstaltung vorgebrachten Ideen werden auf der Konferenz-Plattform gesondert veröffentlicht werden. Die Universität für Weiterbildung Krems wird den Bericht auch auf ihrer Website https://www.donau-uni.ac.at/ veröffentlichen und mit Berichterstattung in den Sozialen Medien begleiten. Auch wird in Nachverfolgung der Einträge zum Bürger_innendialog auf den Webseiten des Europäischen Jahres der Jugend 2022 einerseits sowie des österreichischen Bundeskanzleramtes zur EU-Zukunftskonferenz andererseits eine Weiterleitung des Berichts an die betreffenden Kontaktstellen erfolgen. Das UWK-Veranstaltungsteam wird darüber hinaus weitere Disseminationsmaßnahmen auf österreichischer und europäischer Ebene on- und offline definieren (gemeinsam auch mit der EK-Vertretung in Österreich) und in die Wege leiten – um die Ideen der Dialogteilnehmer_innen über verschiedene Kanäle weiterzutragen und dem gemeinsamen Beitrag zur EU-Zukunftsdebatte im Sinne des Konferenzmottos „Make your voice heard“ entsprechend Resonanz zu verschaffen. Herzlichen Dank an alle Teilnehmer_innen für ihre aktive Mitwirkung am Dialog und die eingebrachten Ideen/Wünsche/Empfehlungen!Related Ideas
Ideen hinsichtlich der gesellschaftlichen Verbindung (Third Mission) von europäischen Hochschulen
Ideen hinsichtlich der Zukunft des Studiums in Europa und neuen (Weiter-)Bildungsformaten
Ideen hinsichtlich einer gemeinsamen Vision / Identität von europäischen Hochschulen
31
March
14:00 - 17:00
Number of participants
55
Reference: cofe-MEET-2022-02-135004
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